Luftschutzstollen Buersche Straße / Klushügel

Luftschutzstollen Buersche Straße / Klushügel

Buersche Straße, 49084 Osnabrück

Buersche Straße
Die Buersche Straße auf Höhe der Eisenbahnbrücke. Im Hang rechts der Straße verbirgt sich das große Stollensystem aus dem 2. Weltkrieg
Foto: Haubrock | 2013

Im Frühjahr 1943 geplant, wurde die Anlage noch vor Sommerbeginn 1943 durch Fördermittel des Deutschen Reichs ausgebaut. Ziel war zunächst die Unterbringung von 1.000 Personen. Im weiteren Verlauf der Arbeiten wurde die Anlage noch einmal um ein vielfaches erweitert. So sollte Bunkersystem nach seiner Fertigstellung auf 800 Metern (ca. 1.700m²) über 3.200 Schutzplätze verfügen.

Auch war eine direkte unterirdische Verbindung zum etwas später begonnenen Stollenbunker Humboldtstraße angedacht, dessen Gänge sich noch heute unter dem Sportplatz Klushügel erstrecken. Zu diesem Zusammenschluss kam es allerdings nicht mehr. Bis Kriegsende wurden "nur" etwa 520 Meter der Anlage fertiggestellt. Auch das Bunkersystem Humboldtstraße konnte nicht mehr vollendet werden.

Zugemauerter Stolleneingang
Der heute zugemauerte westliche Stollenzugang. Heute ist dieser nur noch für…
Foto: Haubrock | 2013

An der Buersche Straße hatten die Arbeiter - unter ihnen auch eine Vielzahl zwangsrekrutierter Kriegsgefangener - trotz aller Widrigkeiten Beachtliches geleistet. Drei Zugänge in der Straßenschlucht Buersche Straße und ein weiterer Zugang auf Höhe der Bahnanlagen erlaubten den Schutzsuchenden Zugang zu einem System aus fünf parallel zueinander angelegten Gängen, welche in regelmäßigen Abständen (etwa alle 12 Meter) durch rechtwinkelig angesetzte Querstollen gekreuzt wurden. Der westliche Hauptstollen sollte hierbei später die Lücke zum System Humboldtstraße schließen. Mit einer Länge von über 100 Metern war dieser auch zugleich der längste Stollengang der Anlage. Bis zum Lückenschluss hätten hier aber wohl noch weitere 100 Meter gefehlt.

Die Feuertaufe erhielt das Bunkersystem am 26. November 1944, als mehrere amerikanische Sprengbomben oberhalb des Stollens detonierten. Zwar hielt die massive Felsschicht stand, doch verursachte die Erschütterung einen Erdrutsch, welcher in die Straßenschlucht der Buerschen Straße niederging und hierbei den westlichen Eingang verschüttete. Zu Personenschäden kam es hierbei allerdings nicht.

Zugemauertes Stollenmundloch Buersche Straße
Das westliche Stollenmundloch an der Buersche Straße. Die Luftschlitze dienen…
Foto: Haubrock | 2013

Der bisher einzige mit dieser Stollenanlage in Verbindung zu bringende Todesfall ereignete sich jedoch schon wenige Tage später. Am Nikolaustag des Jahres 1944 wurde Osnabrück erneut aus der Luft angegriffen und erneut fielen auch Bomben an der Buerschen Straße. Durch die Explosionen kam der "Ostarbeiter" Josef Psink (Lager Backhaus-Mittelschule) vor den Eingängen des Bunkers ums Leben. Ob ihm der Zugang zum Bunker unter Umständen verwehrt wurde, ist leider unklar. Seine sterblichen Überreste liegen heute auf einem Ehrenfeld des Heger Friedhofs.

Mit dem Ende des Kriegs für Osnabrück am 4. April 1945 endete auch die Notwendigkeit des Stollensystems, welches bis zu diesem Zeitpunkt mit ca. 520 Metern immerhin zu fast 2/3 fertiggestellt werden konnte. Tümmelten sich bei Alarm hier vormals noch mehrere Tausend Menschen, so waren die Gänge nun höchstens noch als Materialquelle für Anwohner von Interesse. Doch im Zuge der Entmilitarisierungsmaßnahmen seitens der Alliierten war auch diese kurze Nachnutzungsperiode alsbald Geschichte. Die Zugänge wurden fachmännisch zugesprengt und der Bunker damit mittelfristig unbrauchbar gemacht.

Erst gegen Ende der 1960er Jahre weckte die Bunkeranlage, als eine von vielen in Osnabrück, neue Begehrlichkeiten. So plante man von städtischer Seite die Freilegung der Bunkersysteme am Kalkhügel, am Bürgerpark sowie an der Buerschen Straße, um sie auf ihre Tauglichkeit als Atomschutzbunker zu prüfen. Nach ersten Untersuchungen der Anlage wurde allerdings auf eine erneute Nutzung als Luftschutzbunker verzichtet. Seitdem steht die Anlage leer.

Zusammenfassung:

  • Gesamtlänge (offiz. Planzahl)
    800 Meter
  • Aufnahmekapazität (offiz. Planzahl)
    3.200 Personen
  • Bauherr
    Stadt Osnabrück
  • Beteiligte Architekten
    Butke
  • Heutige Nutzung
    ungenutzt
  • Baubeginn
    1943
  • Inbetriebnahme
    1943
  • Aufnahmekapazität (errechnet)
    2.080 Personen
  • Gesamtlänge (offiz. erreicht)
    520 Meter
  • Anlage galt als relativ bombensicher
    ja
  • Anlage ist noch erhalten
    ja

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Bildmaterial

Fotografien und Bilder

  • Buersche Straße
    Die Buersche Straße auf Höhe der Eisenbahnbrücke. Im Hang rechts der Straße…
    Foto: Haubrock | 2013
  • Zugemauerter Stolleneingang
    Der heute zugemauerte westliche Stollenzugang. Heute ist dieser nur noch für…
    Foto: Haubrock | 2013
  • Zugemauertes Stollenmundloch Buersche Straße
    Das westliche Stollenmundloch an der Buersche Straße. Die Luftschlitze dienen…
    Foto: Haubrock | 2013
  • Östlicher Bunkereingang Buersche Straße
    Der östliche der zwei ersichtlichen Bunkereingänge an der Buersche Straße in…
    Foto: Haubrock | 2013
  • Stolleneingang Gleisanlagen Klushügel
    Der ehemalige Stolleneingang auf Höhe der Gleisanlagen am Klushügel. Er soll…
    Foto: Haubrock | 2013
  • Alte Treppe Bahnanlagen Klushügel
    Eine alte Treppe führt vom Klushügel hinab zu den Bahnanlagen. Direkt daneben…
    Foto: Haubrock | 2013

Quellenangaben

Dokumente, Baupläne und Sekundärquellen

Besichtigung von Luftschutzbaumaßnahmen in Osnabrück am 11.11.1943 (Stadtbauamt Osnabrück, 1943)
Titel / Merkmal
Besichtigung von Luftschutzbaumaßnahmen in Osnabrück am 11.11.1943
Autor / Verfasser / Urheber
Stadtbauamt Osnabrück
Datum
11.11.1943
Anmerkungen
Dokumentation der Baufortschritte im Luftschutzbau vom 11.11.1943
Der Bau von Luftschutzstollen in Osnabrück (Möllmann(?), 1943)
Titel / Merkmal
Der Bau von Luftschutzstollen in Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
Möllmann(?)
Datum
11.11.1943
Nachweisung über LS.Bunker, LS.Stollen und Oeffentl. Luftschutzräume im Stadtgebiet Osnabrück (unbekannt, 1945)
Titel / Merkmal
Nachweisung über LS.Bunker, LS.Stollen und Oeffentl. Luftschutzräume im Stadtgebiet Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
unbekannt
Datum
09.11.1945
Anmerkungen
Abschrift, 5 Seiten, datiert auf den 9.11.1945, Verfasser unbekannt (Möllmann?)
Kriegs-Chronik - Register zu Band I bis VII - Anhänge (Möllmann, 1956)
Titel / Merkmal
Kriegs-Chronik - Register zu Band I bis VII - Anhänge
Autor / Verfasser / Urheber
Möllmann
Datum
1956
Anmerkungen
Der Luftschutzbau in Osnabrück während des zweiten Weltkrieges (1939 / 1945)
Luftschutz: Neue Aufgaben warten auf uns (Neue Tagespost, 1958)
Titel / Merkmal
Luftschutz: Neue Aufgaben warten auf uns
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
08.02.1958
Bunker ausverkauft (Osnabrücker Tageblatt, 1961)
Titel / Merkmal
Bunker ausverkauft
Autor / Verfasser / Urheber
Osnabrücker Tageblatt
Datum
28.01.1961
"Ausgrabungen" am Klushügel (Neue Tagespost, 1962)
Titel / Merkmal
"Ausgrabungen" am Klushügel
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
01.11.1962
Erkundungsgang unter dem Klushügel (Neue Tagespost, 1962)
Titel / Merkmal
Erkundungsgang unter dem Klushügel
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
14.11.1962
Bunkertest mit Rute (Neue Tagespost, 1963)
Titel / Merkmal
Bunkertest mit Rute
Autor / Verfasser / Urheber
Neue Tagespost
Datum
1963
Anmerkungen
Neue Tagespost (NT), genaues Datum unklar
Osnabrück 1933 - 1945 - Stadt im Dritten Reich (Karl Kühling, 1980)
Titel / Merkmal
Osnabrück 1933 - 1945 - Stadt im Dritten Reich
Autor / Verfasser / Urheber
Karl Kühling
Datum
1980
ISBN
315529200
Schinkeler Geschichten (Bürgerverein Osnabrück-Schinkel von 1912 e.V.,, 1990)
Titel / Merkmal
Schinkeler Geschichten
Autor / Verfasser / Urheber
Bürgerverein Osnabrück-Schinkel von 1912 e.V.,
Datum
1990
Der Tag, an dem Osnabrück unterging - 13. September 1944 (Matthias Rickling, 2004)
Titel / Merkmal
Der Tag, an dem Osnabrück unterging - 13. September 1944
Autor / Verfasser / Urheber
Matthias Rickling
Datum
2004
ISBN
1072911600
Im Anflug auf Osnabrück - Die Bombenangriffe 1940 - 1945 (Wido Spratte, 2004)
Titel / Merkmal
Im Anflug auf Osnabrück - Die Bombenangriffe 1940 - 1945
Autor / Verfasser / Urheber
Wido Spratte
Datum
2004
ISBN
1072911600
Anmerkungen
2. Auflage 2004, Wido Spratte, ISBN 3-87898-292-5
Kriegstote des 2. Weltkriegs in Osnabrück (diverse, 2013)
Titel / Merkmal
Kriegstote des 2. Weltkriegs in Osnabrück
Autor / Verfasser / Urheber
diverse
Datum
2013
Anmerkungen
Zusammenstellung verschiedener Quellen
Verwaltungsbericht für die Zeit vom 1. April 1943 - 1. April 1944, Abtl. Luftschutzbau (unbekannter Verfasser, kein Datum)
Titel / Merkmal
Verwaltungsbericht für die Zeit vom 1. April 1943 - 1. April 1944, Abtl. Luftschutzbau
Autor / Verfasser / Urheber
unbekannter Verfasser
Datum
nicht vermerkt
Kriegs-Chronik - Band VI - Juli 1944 bis Oktober 1944 (Stadt Osnabrück, kein Datum)
Titel / Merkmal
Kriegs-Chronik - Band VI - Juli 1944 bis Oktober 1944
Autor / Verfasser / Urheber
Stadt Osnabrück
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Niedersächsisches Landesarchiv; NLA OS, Dep 3 b XV, Nr. 6
Zusammenstellung über gebaute L.S. Bunker & Stollen (Verfasser unbekannt, kein Datum)
Titel / Merkmal
Zusammenstellung über gebaute L.S. Bunker & Stollen
Autor / Verfasser / Urheber
Verfasser unbekannt
Datum
nicht vermerkt
Anmerkungen
Tabellarische Auflistung der Hoch-Tief- und Stollenbunker in Osnabrück; Schreibmaschine, undatiert, 2 Seiten

Themen

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  1. Allgemeines zum Monat Februar 1943
    Im Stollenbunker Kalkhügel

    Osnabrück beginnt mit dem Bau von Luftschutzstollen

  2. 26. November 1944, 11:53 Uhr
    Zugemauertes Stollenmundloch Buersche Straße

    46. Luftangriff auf Osnabrück

  3. 06. Dezember 1944, 19:33 Uhr
    Luftschutzstollen Feldstraße

    49. Luftangriff auf Osnabrück

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